Bibliographie:
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Ein Künstlerleben
Georg Heinrich Robert Seyler kam am 19. Mai 1915 in Berlin - Wedding als zweites Kind
von Robert und Ernestine Seyler, geborene Bendig, zur Welt. Sein Vater war zu dieser Zeit
Vorarbeiter bei Borsig. Seine Mutter arbeitete erst als Dienstmädchen und später als
Motorenwicklerin ebenfalls bei Borsig. Der Bruder Alfred war zwei jahre älter. Von 1921 -
1929 besuchte Georg die Volksschule in Berlin und begann 1930 eine Lehre als
Chromolithograph bei der Firma Littauer&Boysen. Aus dieser Zeit sind erste
zeichnerische Arbeiten des Fünfzehnjährigen überliefert. In den dreißiger Jahren ist ein
deutliches Verbessern der zeichnerischen Qualität zu bemerken. Von 1934 bis 1936
belegte Georg Abendkurse an der Höheren Grafischen Fachschule in Berlin für
Anatomie, Schrift, Chromolithographie, Kreidelithographie und Kartografisches Zeichnen.
1936 wechselte er von seiner Lehrfirma zu einer Anstellung als Kartographisch-
geografischer Zeichner bei der Preußisch Geologischen Landesanstalt Berlin.
Im gleichen Jahr heiratete er Gertrud Kleinsteuber. 1937 arbeitete er noch einige Monate
als Kartografischer Zeichner im Institut Karl Michlbauer und Dietrich Reimer Verlag bevor
er im November 1937 seine Einberufung zum Wehrdienst erhielt.
Daran schloss sich mit dem Kriegsbeginn im September 1939 ein sechsjähriger
Kriegsdienst unter anderem bei den Panzertruppen an der Ostfront (Rumänien, Ukraine)
an. Auch während der Zeit bei der Wehrmacht und im Krieg hat Georg Seyler immer
wieder zum Bleistift gegriffen und Szenen wie Porträts festgehalten. Insbesondere die
junge Familie war wiederkehrendes Motiv während der kurzen Fronturlaube.
Nach der Rückkehr aus dem Krieg im Mai 1945 war er bis Juli in Gefangenschaft bei den
amerikanischen Truppen in Österreich. Nach der Entlassung blieb er zuerst in
Süddeutschland/Bayreuth und arbeitete als Schilder- und Dekorationsmaler bis März
1946, erst dann kehrte er auf Drängen seiner Frau nach Berlin zurück. Anfangs wohnte
die Familie in Berlin Pankow, in der Damerowstraße, später zog sie in die Harzburger
Straße 3, wo er bis zu seinem Tod wohnte.
Während des Krieges wurden seine Kinder Karin 1938, Ingrid 1940 und Edward 1941
geboren.
Politisch war Georg seit den Dreißiger Jahren in der SPD organisiert und wurde 1946 in
Ostberlin zur SED mit „vereinigt“.
Nach der Rückkehr aus Bayreuth arbeitete das erste Jahr als Transportarbeiter bei der
Russischen Besatzungsbehörde. Anschließend war er von Mai bis Oktober 1947
künstlerischer Sachbearbeiter in der Kunsthandlung Büttner, Berlin. Daran schloss sich
von November 1947 bis Juni 1949 ein Phase als freischaffender Maler und Grafiker an.
Ab Juni 1949 begann er als Zeichner für Statistiken bei der Deutsche
Wirtschaftskommission zu arbeiten.
Von November 1949 an arbeitete er als Grafiker im Amt für Information der DDR unter
Klaus Wittkugel in der Hauptabteilung Friedens- und Planpropaganda. Mit ihm verband
ihn eine langjährige Freundschaft bis zu dessen Tod 1985. Aus der Zeit beim Amt für
Information sind auch eine Reihe politischer Plakate Georg Seylers bekannt, die zum Teil
in Sammlungen des Deutschen Historischen Museums und der Akademie der Künste
Eingang fanden.
Seit Februar 1952 war er bis zum Lebensende ausschliesslich freischaffend für diverse
Institutionen, Verlage und Zeitschriften der DDR tätig. 1955 erfolgte die Aufnahme in den
Verband Bildender Künstler der DDR.
Jährliche mehrwöchige Aufenthalte in den sechziger und siebziger Jahren im Ferienhaus
der Familie Wittkugel auf Usedom/Bansin ergaben zahlreiche Skizzen und Bilder der
Ostseeküste.
Eine besondere Phase war die Tätigkeit für die DDR-Zeitschrift URANIA. In den sechziger
und siebziger Jahren war er als freier Mitarbeiter der Hausgrafiker und prägte den Stil
wissenschaftlicher Grafik dieser Publikation mit der Produktion hunderter Druckvorlagen
für Artikel und Beiträge. Dabei entstanden auch die eigenen Rücktitelserien zur
Geschichte der Segelschifffahrt (1970/71) und über Flaggen und Wappen.
Als Freischaffender Künstler ergab sich für Georg Seyler die Gelegenheit einige der
wenigen Kreuzfahrten in der DDR zu bekommen. Diese Seereisen waren Ausgangspunkt
einer Fülle von Gemälden und Zeichnungen der sechziger bis achtziger Jahre.
Folgende Fahrten wurden unternommen:
- 1964 7-Meeresfahrt mit der VÖLKERFREUNDSCHAFT von Rostock nach
Constanta/Rumänien
- 1966 mit der FRITZ HECKERT nach Norwegen
- 1968 mit der VÖLKERFREUNDSCHAFT nach Norwegen
- 1969 mit der SHOTA RUSTAVELI ins Schwarze Meer
- 1970 mit der MS TADSHIKISTAN ebenfalls ins Schwarze Meer
- 1994 mit dem slowenischen Kreuzfahrtschiff ADRIANA nach Norwegen
Im Jahr 1973 erfolgte die dramatische Flucht des Sohnes schwimmend über die Ostsee in
die BRD. 1975 siedelte Edward von (West)Deutschland nach Cornwall über. Dies war die
Grundlage für fast jährliche Besuchsreisen mit Erreichen des Rentenalters nach Cornwall
ab 1980 bis 1989. Basierend auf Reiseskizzen entstanden in Berlin umfangreiche Serien
von Ölgemälden und Federzeichnungen.
Seit etwa 1985 entdeckte Georg Seyler das Federzeichnen. Diese Tätigkeit prägte sein
Werk in den letzten Jahren bis zu seinem Tod.
Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts war er Mitbegründer des
Arbeitskreises für Schiffahrts- und Marinegeschichte der DDR (AKSM).
Durch das Zusammentreffen mit vielen unterschiedlichen Fachleuten und Liebhabern
der maritimen Geschichte ergaben sich zusätzliche Tätigkeitsfelder und Aktivitäten. So
war er maßgeblich an der Gestaltung und Ausstattung von Ausstellungen des AKSM
beteiligt (1984 und 1989) und belieferte eine Vielzahl von Verlagen und Publikationen,
deren Redakteure und Vertreter Mitglieder waren, mit Illustrationen und Arbeiten. Noch
heute ist das von ihm entworfene Signet bei der Deutschen Gesellschaft für Schiffahrts-
und Marinegeschichte (DGSM), in die der AKSM nach der Wende 1991 aufging, in
Benutzung.
1996 erlitt er einen Schlaganfall, der anschließend keine Ölmalerei mehr möglich
machte. Am 19. März 1998 verstarb Georg zu hause in Pankow.